Glockenweihe in Steingraben, 26.7.1925
Sonntag den 26. Juli 1925 zeigten die Bewohner der kleinen Gemeinde
Steingraben,
wie man mit Gemeinsinn und Opferwilligkeit, Grosses schaffen kann.
Es fand die Einweihung einer neuer Glocke, eines zierlich gebauten Feuerwehrrequisitenhauses,
mit schönem, hohen Turme und einer Kriegererinnerungstafel, welche an der vorderen Seite des Turmes angebracht ist, statt.
Lange vorher rüsteten sich die Steingrabener zu diesem Festtage.
Zeitlich in der früh verkündeten Pöllerschüsse der ganzen Umgebung den wichtigen Tag.
Viel hundert Augen spähten mit bangen Herzen nach dem Wetter.
Doch der Wettergott war den Steingrabener hold und erfüllte ihren Herzenswunsch.
Nachmittags um halb 2 Uhr versammelten sich die Gläubigen in der Kirche in Gerersdorf
und nach dem Segen zog eine grosse Prozession nach
Steingraben.
Unter dessen versammelte sich am Ortseingange, wo die festlich geschmückte Glocke,
umgeben von weissgekleideten Mädchen, stand, eine grosse Menge:
Bezirkshauptmannstellvertreter Dr. Stadler und Gemahlin, Bezirksfeuerwehrobmann Dr. Csaplovits u. Gemahlin,
Landtagsabgeordnete Vas und Pomper, die Feuerwehrinspektoren Karner uud Schwartz u.v.a.
Auch erschienen die Feuerwehrvereine:
Güssing, Gerersdorf, Sulz, Kukmirn, Rehgraben u. der Güssinger Veteranenverein.
Von hier wurde die Glocke im feierlichen Zuge unter Musikklängen zum Rüsthaus getragen,
auf dessen Turme sie ihren Platz finden sollte.
Hier begann hochw. H. Pfarrer Haizler die Festrede.
Am Anfang seiner Rede dankte er den in Amerika lebenden Brüdern für die Opferwilligkeit
mit der sie ihr Scherflein beitrugen.
Weiter führte er in tief zu Herzen gehenden Worten die Bedeutung des Rufes der Glocke aus
und ermahnte seine Gläubigen dem Rufe immer zu folgen.
In vielen Augen erglänzten Tränen, als er unserer Gefallenen, auf dem Felde der Ehre, gedachte.
Seine weiteren Ausführungen galten dem neugegründeten Feuerwehrverein,
dessen Mitglieder er zur Treue zur Religion, zum Vaterland und zu ihren Nächsten anspornte.
Mögen die Worte des hochw. Herrn Pfarrers immer in den Herzen der Teilnehmer fortleben.
Hierauf folgte die Einsegnung der Glocke, des Rüsthauses und der Kriegererinnerungstafel.
Dann ergriff Bezirksfeuerwehrobmann Dr. Csaplovics das Wort.
In zündender Rede ermahnte er die neugegründete Feuerwehr an ihre Pflichten:
Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr. Tief ins Gemüt drangen die Worte des Bezirksinspektors Karner,
die er an die neugegründete Feuerwehr richtete.
Nach ihm widmete Pleyer, im Namen der Veteraner, warme Worte des Gedenkens den Gefallenen.
Bürgermeister Billovits dankte gerührt sämtlichen Rednern.
Hierauf folgte der Aufzug der Glocke, deren Klang hell über das Tal tönte.
Dann zogen die Vereine vor dem Kriegerdenkmal defilierend zum naheliegenden Walde ab,
wo das Fest bei Musik, Tanz, gutem Wein und Bier lustig und fröhlich, am nächsten Tage seinen Schluss fand.
Die klaglose Abwicklung der Veranstaltung ist das Verdienst des agilen Kommandanten
des neu gegründeten Steingrabener Feuerwehrvereines Verwaltungssekretärs Andreas Lukats,
welcher keine Mühe scheute, um den Verlauf des Festes würdig zu gestalten.
Auch gratulieren wir den Steingrabenern zu ihrem rührigen, fortschrittsfreudigen Bürgermeister Karl Billovits.
Sch.
Quelle: Text: Güssinger Zeitung 26.7.1925, Fotos: Güssinger Zeitung 2. August 1925 und www.nikles.net.